Impressionen aus dem Paradies
und das Ende der Zeit
Di., 08.09.15
Am Montag haben viele Brasilianer die Insel verlassen. Erst am Montag? Ja, denn der 07.09.15 ist ein Feiertag in Brasilien (Unabhängigkeitstag) und das verlängerte Wochenende endete nun. Es wurde richtig leise auf der Insel, ein verschlafenes Nest, weitab vom schnelllebigen Festland. Alles braucht hier doppelt so viel Zeit, aber das macht nichts, hier hat man ja die Zeit. Nur abends wenn man Hunger hat,
kann die doppelte Wartezeit unangenehm sein, aber schon am zweiten Abend war auch mein Hungergefühl entschleunigt.
Um 17.30 h geht die Sonne unter, den geniesst man (nachdem man sich mit Moskitovertreibungsmitteln die Beine besprüht hat) in einem Restaurant. Um 19.00 h fällt man in seine Hängematte und döst vor sich hin oder liest oder schaut sich nen Film an. Um 20.30 h schlummert man dann im Bett. So früh? Ja, das haben wir auf Boipeba schnell gelernt, denn:
- 4.15 h heftiger Regenguss oder laute Sturmböen
- 4.45 h die Hähne krähen
- 5.00 h die anderen Vögel trällern auch los (da bleibt kein Auge zu)
- 5.30 h Dämmerung, erster Fischer tuckert mit seinem Boot vorbei, alle Luken auf, damit es auch jeder hört
- 5.35 h der zweite Fischer tuckert …
- 5.40 h der dritte Fischer …
- 5.45 h der vierte …
- …
- 6.00 h der letzte Fischer
Der Fluss ist nicht zu eng, sie könnten gleichzeitig fahren, aber das scheint ihnen wohl zu langweilig. Wenn sie schon so früh aufstehen müssen, sollen wenigstens alle anderen Insulaner wach im Bett liegen. Ich stehe immer mit dem dritten Fischer auf, genieße die Morgenluft, schreibe an meinem Blog oder lese und um 7.00 Uhr gehe ich joggen.
Der Strand, vor unserer Pousada. |
Ein Fischer, der seinen morgendlichen Fang direkt am Strand verkauft. Krebse sind sehr angesagt. |
Das Ende der Zeit? Nun ja, ich habe zwar Zeitangaben gemacht, aber im Grunde genommen gibt es hier nur zwei relevante Zeitpunkte an denen sich alle orientieren: Sonnenaufgang und -untergang.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen