Sonntag, 6. September 2015

Was ist ein Condominio?

Di., 01.09.15

Der gemeine Brasilianer hält es mit der Pünktlichkeit nicht sehr genau. Umso erfreuter waren wir, dass am Flughafen Utes Tante uns winkend empfangen hat. Denn wir waren es, die trotz der pünktlichen Landung, nicht pünktlich waren. Und das lag am Flughafen: 
Der Flughafen an sich ist eine große Baustelle, nur dass man hier nicht wie in Deutschland wartet bis alles fertig ist. In Brasilien geht der normale Betrieb einfach weiter und mitten drin wird halt gebaut. Sollte hier nicht alles bis zur Fussball-WM fertig sein? Das hat wohl nicht geklappt. Das erinnert dann schon an deutschen Flughafenbau. Und nach dem 7:1 und dem damit verbundenen Ausscheiden der Brasilianischen Fussballer, wurden dann aus Frust auch erst mal alle Arbeiten eingestellt. 

Und so sieht es im Grunde auch immer noch aus. Durch ein riesiges, unüberschaubares Labyrinth aus Stellwänden, Zäunen, neuen Mauern und alten Wänden und Wellblechpalisaden versuchen die Flughafenankömmlinge sich den Weg ins Freie zu bahnen. Manche waren schon ganz abgemagert oder hatten ellenlange Bärte und sahen verwirrt aus. Das war auch verständlich. Es gab keine Hinweisschilder oder Pfeile oder behilfliches Personal (wer geht auch schon freiwillig in ein riesiges Labyrinth) und die Flughafenankömmlinge liefen ja auch nicht alle in eine Richtung sondern kreuz und quer, probierten mal diesen, mal jenen Weg aus und irgendwo in der Ferne war dann ab und an mal so ein „Wow“ oder „Bravo“ aus mehreren Dutzend Kehlen zu hören. Jeder von uns Suchenden wusste was diese Laute zu bedeuten hatten: Da hat mal wieder jemand den Ausgang erreicht und wurde von den Wartenden mit Jubel empfangen! Keine Ahnung, wie lange wir gesucht haben, aber nach einer unendlichen Weile schlug uns plötzlich auch dieses „Wow“ und „Bravo“ entgegen, dazu unsere winkende Tante. 

Mit dem Auto ging es dann weiter auf einer schnurgeraden Küstenstraße gen Norden. Ziel: Ein Vorort von Salvador, namens Jaua [Schahua]. Berg rauf, Berg runter, Shopping Center links, Shopping Center rechts und ansonsten war die Straße gesäumt von quaderförmigen Backsteinbauten mit Wellblechdächern und dann und wann eine Abzweigung, von denen wir auch eine nahmen. Jaua war erreicht. Doch im Ort selbst wohnte Utes Tante nicht. Etwas außerhalb lagen mehrere ummauerte Areale mit einen großen Tor und Wachposten davor. Diese besonders „geschützten“ Quartiere heißen Condominio. Und hinter den mit Stacheldraht versehenen Mauern befinden sich dann die Wohnhäuser mit großzügigen Grundstücken. Neben dem Wachpersonal arbeiten in so einem Condominio noch viele Gärtner, die das Freigelände, die Wege und parkähnliche Anlagen pflegen. Zusätzlich beschäftigen die Condominio-Bewohner natürlich noch private Gärtner, um die teilweise großen Grundstücke in Schuss zu halten. War man nicht selbst Anwohner in einem Condominio oder als Arbeiter dort beschäftigt, kam man nur herein, wenn man beim Wachpersonal angekündigt war, oder vorher schon dem Wachpersonal als Besucher vorgestellt worden war.

Häuser in Quaderform

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